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Die bergischen Andreaslogen in historischer Betrachtung

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in den westlichsten Gebieten Preußens 4 unter der Großen Landesloge arbeitende Johannislogen, nämlich „Zur Hoffnung“ in Cleve (gegründet 1775, eingegangen 1895), ,,zum Westfälischen Löwen“ in Schwelm (gegründet als ,,zum Goldenen Löwen“ 1792), „Prinz von Preußen“ in Solingen (gegründet 1840) und „Eos“ in Krefeld (gegründet 1853). Eine Andreasloge gab es nicht. Johannismeister, die ihre Aufnahme in eine Andreasloge wünschten, konnten sie in der Andreasloge „Indissolubilis“ in Berlin erlangen. Dies war zur Aufnahme und zu den Arbeiten jeweils mit mindestens zweitägigen Reisen nach Berlin verbunden. Die Große Landesloge suchte dem abzuhelfen, indem sie sogenannte historische Beförderungen in den Logenorten zuließ. Auf diese Weise wurden etwa 40 Brüder aus den westlichen Johannislogen Mitglieder der Andreasloge „Indissolubilis“. In Schwelm bestand bereits eine Schottische (St. Andreas-) Delegation.

Eine eigene Andreasloge unter dem Namen „Conjuncta“ wurde 1855 gegründet und konstituiert und 1856 in Solingen eingesetzt, weil die dortige Johannisloge in ihrem Logenhaus über ausreichende Räumlichkeiten verfügte. Solingen hatte zu der Zeit noch keinen Anschluss an das Eisenbahnnetz, so dass die Erreichbarkeit der Andreasloge schwierig war. Das trug wohl dazu bei, dass 1857 auch in Krefeld eine Schottische (St. Andreas-)Delegation entstand. Als die Krefelder Johannisloge „Eos“ ein eigenes Logenhaus baute, wurde die Andreasloge 1860 in das verkehrsgünstiger gelegene Krefeld verlegt, obwohl Solingen da auch mit einem Eisenbahnanschluss aufwarten konnte. Zum Sprengel der „Conjuncta“ kamen hinzu die Johannislogen „Friedrich Wilhelm zum Eisernen Kreuz“)n Bonn (aus einer Feldloge neueingesetzt 1853), „Victoria zur Morgenröte“ in Hagen (gegründet 1858), „Zum Märkischen Hammer“ in Lüdenscheid (gegründet 1888), „Rose und Akazie“ in Düsseldorf (gegründet 1897), ,,zu den Romeriken Bergen“ in Remscheid (gegründet 1903), „Freimut und Wahrheit“ in Köln (gegründet 1904) und „Adolf zu den drei Rosen“ in Velbert (gegründet 1918, nicht reaktiviert).

Mit diesem Zuwachs wurde der Ruf nach weiteren Andreaslogen laut. Im ursprünglichen Sprengel der „Conjuncta“ wurden gegründet 1902 die Andreasloge „Fortis“ in Hagen mit den Johannislogen in Schwelm, Hagen und Lüdenscheid, 1906 die Andreasloge „Robur“ in Bonn mit den Johannislagen in Bonn und Köln (reaktiviert 1980 in Köln) und 1926 die Andreasloge „Perseverantia“ in Remscheid mit den Johannislogen in Solingen und Remscheid.

Die Andreasbrüder aus Remscheid hatten sich bereits 1918 zu einem Andreaskränzchen zusammengeschlossen und ihm zum Ende des Ersten Weltkrieges den Namen „Pax“ gegeben. Die Gedanken, eine selbständige Andreasloge zu gründen, wurden hier geweckt und durch die Wirren der Rheinlandbesetzung und die damit verbundenen Reisebeschränkungen verstärkt. In der Festschrift zum 75-jährigen Bestehen der Andreasloge „Conjuncta“ aus dem Jahre 1930 wird berichtet, dass den Brüdern aus Remscheid und Solingen bis zur Beendigung der Ruhrbesetzung gar oft die Möglichkeit, zu den Arbeiten in Krefeld zu erscheinen, genommen war. Logenmeister Br. Laubenburg (1920-1926) und Br. Heinemann (1926-1931) unserer Johannisloge „Zu den Romeriken Bergen“ bekräftigten dieses Begehren und hatten damit 1926 Erfolg.

Die neue Andreasloge „Perseverantia“, deren Name auf einem Vorschlag von Br. Heinemann beruhte und zu deren Sprengel die Johannisloge „Zu den Romeriken Bergen“ in Remscheid und die Johannisloge „Prinz von Preußen zu den drei Schwertern“ in Solingen gehörten, fand ihre Räumlichkeiten nach kleineren Umbauarbeiten und einer anpassenden Veränderung der Einrichtung im Remscheider Logenhaus. Die Lichteinbringung erfolgte am 2. Mai 1926. Wortführender Meister wurde der Remscheider Bruder Friedrich Brenne, I. Abgeordneter Meister der Remscheider Bruder Karl Laubenburg. Die Andreasloge „Conjuncta“ bedauerte durch die Neugründung den vorübergehenden Verlust von 52 Mitgliedern, die in die „Perseverantia“ wechselten, beglückte die neue Loge aber mit der zu den Ritualgegenständen zählende Krone als Geschenk.

Über die Arbeiten und Mitgliederzahlen der Andreasloge „Perseverantia“ liegen hier keine Unterlagen vor. Ein mit dem Briefkopf ,,St. Johannisloge Romerike Berge/St. Andreasloge Perseverantia“ versehenes handschriftliches Schreiben vom 30. Januar 1934 an den „Ordenskanzler des Deutsch-Christlichen Ordens“ in den Akten der Großen Landesloge ist unterzeichnet mit „Dr. Karl Laubenburg, z. Z. noch Conventsmeister A. L. Perseverantia, J. L. Romerike Berge“. Der rechtsfähige Verein „St. Johannisloge Zu den Romeriken Bergen e. V.“ und der nichtrechtsfähige Verein fISt. Andreasloge Perseverantia“ haben sich 1935 aufgelöst. Im Liquidationsverfahren ist die Schlussrechnung am 10. März 1938 erstellt und am 11. April 1938 vom Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polizei anerkannt worden. Das an den Liquidator der Großen Landesloge abgeführte Vermögen der „Perseverantia“ betrug 10,73 Reichsmark.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hat die Johannisloge „Zu den Romeriken Bergen“ am 22. August 1947 ihre Arbeit wieder aufgenommen. Die Andreasloge „Conjuncta“ wurde unter Verlegung von Krefeld nach Düsseldorf am 24. Januar 1950 wiedererrichtet. Noch vor der am 16. April 1950 erfolgten Lichteinbringung sind 16 Andreasbrüder aus der Johannisloge „Zu den Romeriken Bergen“ der Andreasloge „Conjuncta“ beigetreten. Durch ihren Logenmeister Br. Borchard haben sie dabei die Krone, die die Andreasloge Conjuncta“ der Andreasloge „Perseverantia“ bei deren Lichteinbringung geschenkt hatte, der Andreasloge „Conjuncta“ zurückgegeben. Wo diese Krone die Jahre von 1935 bis 1950 überstanden hat, ist nicht bekannt.

Die Andreasloge „Perseverantia“ wurde nicht reaktiviert.