Johannisloge
„Zu den Romeriken Bergen“ e.V.
Fragen und der Versuch, darauf Antworten zu geben
Einleitung
- Weil sie über die Fragen des Lebens nachdenken wollen und sich dabei mit anderen austauschen möchten.
- Weil sie eine Gemeinschaft suchen, die von Brüderlichkeit getragen wird.
- Weil sie zu Menschen verschiedenen Alters, Herkunft und beruflicher Orientierung, denen sie sonst nie begegnet wären, eine Beziehung aufbauen möchten, die von Vertrauen geprägt ist.
- Weil sie ihr Leben verantwortungsvoll gestalten wollen. Die Loge ist das vertrauliche Übungsfeld, um Verantwortung auch im Leben zu übernehmen.
- Weil sie nicht nur Intellekt und Vernunft gelten lassen, sondern auch mit Herz und Gemüt durch die Welt gehen.
- Weil sie Toleranz üben wollen und in der Loge hierzu Gelegenheit haben und Anleitung dazu bekommen.
- Weil sie ohne Zwänge des Alltags nach der wahren Bestimmung in sich selbst suchen.
- Weil sie einen neuen Zugang zu anderen Dimensionen menschlicher Existenz öffnen wollen.
- Weil sie bedrängten Menschen helfen wollen.
- Weil sie für ein friedliches Miteinander in der Welt Gleichgesinnte suchen.
- Weil sie die Hoffnung auf eine bessere Zukunft der Menschheit nicht aufgeben.
- Weil sie außerhalb des Alltags nach dem Menschen in sich selbst suchen.
Der Freimaurerbund missioniert nicht und lehnt jede plakative Werbung ab. Er will nicht überreden oder verführen, sondern informieren und überzeugen. Dieser Anspruch behindert zwar die öffentliche Wahrnehmung, ein wirklich Interessierter findet jedoch den Weg zu einer Loge. Hilfreich hierbei sind die diversen Internetauftritte, Öffentlichkeitsabende oder persönliche Kontakte zu Freimaurern. Jeder muss aber alleine eine Entscheidung treffen.
Freimaurer vertreten ihre Überzeugung und folgen ihrem Gewissen.
Es ist jedem einzelnen überlassen, ob er sich öffentlich zum Freimaurerbund bekennt. Die meisten von der Freimaurerei überzeugten Mitglieder tun es, viele tragen ein Abzeichen, im allgemeinen Zirkel und Winkel oder das Vergissmeinnicht.
Andererseits darf keiner über die Mitgliedschaft eines anderen Bruders berichten, wenn dieser sich nicht selbst dazu bekannt hat, da die Privatsphäre des Bruders geachtet werden soll.
Allgemeine Grundlagen der Freimaurerei
Zwei Elemente zeichnen die Logen aus:
Wesentlich ist die brüderliche Gemeinschaft. Unvoreingenommene Vertrautheit und Vertraulichkeit zeichnen sie aus.
Die enge Zusammengehörigkeit wird gefördert durch gemeinsames Erlebnis des Rituals im Tempel. Es ist geprägt von Symbolen und spricht in seiner speziellen Form das Unterbewusste und Emotionale eines jeden Bruders an.
Die Stille der Brüder während Tempelarbeit lässt trotz der Geschwätzigkeit unserer Zeit die Gedanken reifen. In der Loge findet kein Haschen nach äußerem Eindruck statt. Selbst in der humanitären und karitativen Arbeit nach außen entwickelt sich die Besinnung auf sich selbst.
Echte Lebensfreude kommt oft im Kreise der Brüder, Schwestern und Familien auf. Das gemeinsame Streben nach gleichen Zielen, die offene Herzlichkeit gegeneinander und das freudige Mitgestalten in der Loge bilden die Grundlage einer einer auf Dauer angelegten Gemeinschaft.
Verlässlichkeit, Wahrhaftigkeit, Ausgleich sind freimaurerische Tugenden; Hoffnung, Mut und Furchtlosigkeit sind ihre Triebfeder.
Die Freimaurerloge bietet mir:
- eine brüderliche Gemeinschaft
- eine Ethikschule
- geistige Anregungen
- Entwicklung der eigenen Persönlichkeit durch Harmonisierung zwischen Geist und Gemüt
- Ausgeglichenheit durch innere Erlebnisse zu gewinnen
- die Möglichkeit, mit den Mitmenschen offener reden zu können und besser auszukommen
- Werteorientierung des eigenen Lebensumfeldes und der ganzen Welt
- Rückzugsraum von der Zerrissenheit des Alltags
- gehobene Geselligkeit
- karitatives, humanitäres Wirken
- das Zuhören und das Nachdenken zu üben
- Vermenschlichung unseres Umfeldes und letztlich der ganzen Welt
- Die Freimaurerei bevorzugt stets den Tiefgang statt der Oberflächlichkeit!
Man sollte vor allem Erwartungen an sich haben, weniger an die Brüder einer Loge oder die Freimaurerei im Allgemeinen.
Nein. Die Freimaurerei hat weder ein Glaubensbekenntnis, noch ein (verehrungswürdiges) Lehrbuch, da sie keine Religion ist. Sie vereinigt Menschen miteinander, die den Grundsatz teilen: Im Mittelpunkt allen Bemühens steht immer der Mensch, welchem Glauben er auch vertrauen mag!
Ist die Freimaurerei dogmatisch?
Die Freimaurerei ist ganz undogmatisch angelegt. Sie erstrebt eine Lebenshaltung, die durch kein Gesetz und durch keine detaillierten Regeln und Denkvorgaben festgehalten wird. Trotzdem ist der Freimaurer bestrebt, sich bestimmte ethischen Grundsätzen anzueignen, sie zu leben und nach ihnen zu handeln. Selbstreflexion verhindert dabei Besserwisserei.
Die Freimaurerei ist ganz undogmatisch angelegt. Sie erstrebt eine Lebenshaltung, die durch kein Gesetz und durch keine detaillierten Regeln und Denkvorgaben festgehalten wird. Trotzdem ist der Freimaurer bestrebt, sich bestimmte ethischen Grundsätzen anzueignen, sie zu leben und nach ihnen zu handeln. Selbstreflexion verhindert dabei Besserwisserei.
„Was der Mensch im moralischen Sinne ist oder werden soll, gut oder böse, dazu muss er sich selbst machen.“
(Immanuel Kant)
„Gutes“ zu erstreben, ist nicht immer konfliktfrei einlösbar. Schwarz-Weiß-Denken behindert die Horizonterweiterung.
Freimaurer streben nach einem friedlichen Miteinander aller Menschen, wo immer sie leben. Sie sind überzeugt davon, dass sich jeder Mensch in seinem Denken und Handeln verbessern kann. Sie beherzigen als „Lehre“ den Weisheitsspruch „Erkenne dich selbst!“ . Damit beginnt jede hoffnungsvolle und zuversichtliche Veränderung.
Religiöse Bezugspunkte werden nicht verleugnet, stehen aber nicht im Mittelpunkt des Erkenntnisgewinnes
Das ist der Salomonische Tempel, das erste steinerne Kultbauwerk, das in der Bibel erwähnt wird. Die mittelalterlichen Steinmetzen und Dombaumeister wählten dieses Kunstwerk als Vorbild. Die Freimaurer übernahmen dies symbolisch:
Sie wollen einen Tempel der Menschheit entstehen lassen, bei dem die Brüder selbst die Bausteine sind. Im Tempel der Humanität sind Menschen friedlich vereint. Bei dessen Bau stehen Herz und Gemüt gleichberechtigt neben Verstand und Intellekt. Freimaurer bemühen sich ihr Leben lang, diesen Tempel zu errichten und zu vollenden.
Die Werkmaurer haben beim Entwurf sakraler Bauten die Frage nach dem „Wofür“ gestellt und ihre Gedanken über das Irdische hinausgerichtet. Daran orientieren sich die Freimaurer.
Die Freimaurerei ist kein philosophisches System, sondern ein humanitäres Verhaltensempfehlung für eine menschliche Gesellschaft. Ihr Menschenbild ist verbindend, integrierend und ausgleichend angelegt. Allenfalls kann man die Freimaurerei als lebenspraktische Philosophie bezeichnen, denn sie ist keine Wissenschaftliche Methode, sondern ein Formungsversuch, ein Selbstgestaltungsansatz, eine Lebenskunst. Sie dient der konstruktiven, dialektischen Konfliktlösung.
Denken und Glauben bleiben jedem selbst überlassen.
Die Lebenskunst der Freimaurer ist ein ethisches Konzept auf dem Weg zur Selbstvervollkommnung. Diese „Einübungsethik“ kommt ohne Dogmen, Vorschriften und Gebote aus und vermittelt durch Übung und ständige Wiederholung bestimmte Vorstellungen von vorbildlichen Verhaltensweisen. Hierzu bedient sich die Freimaurerei der freimaurerischen Rituale und Symbole in den sogenannten Tempelarbeiten.
Die mitmenschliche Ethik versinnbildlicht sich in der Bindung an den „Allmächtigen Baumeister aller Welten“. Diese Einstellung ist unabhängig von jedem individuellen Glaubensbekenntnis und jeder Weltanschauung und sichert ein Zusammenleben ohne störende Elemente. Die Verwirklichung der freimaurerischen Werte in der Gesellschaft geschieht in der Verantwortung jedes einzelnen.
Nicht die Häufigkeit der Zusammenkünfte ist wichtig, sondern die Tiefe des Erlebens, der gemeinsamen Erlebnisse.
Nein! Selbstverständlich sind Freimaurer nicht die einzigen, die sich mit ethischen Fragen beschäftigen. Sie haben im Ritual und brüderlichen Zusammenkünften einfache und überzeugende Methoden, sich diesen Problemen zu nähern. Philosophischen Zirkeln oder anderen Kreisen fehlt es i.d.R. am rituellen Erlebnis.
Die Freimaurer verschweigen die vereinbarten Erkennungszeichen des Bundes und Details Rituals. Alles andere, wie das Gedankengut, die Geisteshaltung und die Organisation, soll sogar möglichst weit verbreitet werden. Was ein Bruder dem anderen Bruder vertraulich mitteilt, unterliegt der Verschwiegenheit zwischen den beiden. Vertrauen ist die besondere Grundlage zwischen den Brüdern und in der Logengemeinschaft.
In diktatorischen Ländern und in fundamentalistischen Staaten ist die Freimaurerei i.d.R. verboten, weil sie als regimegefährdender „Geheimbund“ missverstanden wird.
Dank Internet sind nahezu alle Ritualtexte, geheime Passwörter und Zeichen der Freimaurer auffindbar. Bei systematischem Suchen wird alles „offenbart“. Aber verständlich wird es noch längst nicht.
- Esoterik heißt wertneutral: „nach innen gerichtet“. Es handelt sich speziell um die Bräuche eines Kultverbandes, die Außenstehenden unbekannt bleiben sollen. In diesem Sinn haftet der Freimaurerei etwas Esoterisches an, ohne dass sie ausschließlich auf Esoterik fixiert wäre. Mit Magie hatte die Freimaurerei niemals etwas zu tun. Wir wollen nicht geblendet werden, wie wir niemanden blenden, d. h. falsche Hoffnung schüren wollen. Gleichwohl kann man die Wirkung des Rituals nicht verleugnen, aber auch nicht eindeutig belegen
- Die Alchimie war ein vorwissenschaftliches Untersuchungsfeld, welches gelegentlich in die Freimaurerei Einzug fand. Man suchte nach dem „Stein der Weisen“ oder besser: dem „Stein der Weisheit“. Er ist bis heute nicht gefunden worden, und es wird wohl kommenden Generationen nicht gelingen, ihn aufzufinden. Während die Freimaurerei sich schnell von diesem Irrweg trennte, schritten z. B. Rosenkreuzer darauf weiter.
- Richtig ist, dass Freimaurer einen Zugang zu spirituellen Erfahrungen suchen, die einerseits über das Irdische hinausweisen, anderseits ihre „Bodenhaftung“ sicherstellen. Das „Hier und Jetzt“ zu begreifen und dafür gerüstet zu sein, bewahrt den Freimaurer, „versponnenen“ Hirngespinsten oder fragwürdigen Bräuchen anheimzufallen.
Es gibt Freimaurer, die schlechter sind als Nichtmaurer. Meist aber sind sie besser, als sie sein würden, wenn sie keine Maurer wären. Freimaurer verpflichten sich zu lebenslangem Lernen und geistiger Aufgeschlossenheit gegenüber allen neuen oder ungewohnten Gedanken.
Selbstverständlich machen Freimaurer Fehler. Sie sind dennoch bestrebt, ihre Fehler einzusehen und dazuzulernen. Sie sind den anderen Brüdern dankbar, wenn sie auf Fehler aufmerksam gemacht werden. Die Selbsterkenntnis sollte zu einer gewissen Demut führen. Der Freimaurer weiß um seine Unvollkommenheit.
Lebenslanges Lernen, geistige Aufgeschlossenheit, Neugier zeichnen Freimaurer aus.
Die preußischen Tugenden, die Friedrich dem Großen zugeschrieben werden, sind: Toleranz, Unbestechlichkeit, Bescheidenheit, Gemeinsinn, Pflichttreue, Sparsamkeit, Fleiß. Dass diese Festlegung bereits vor 250 Jahren von einem preußischen König erfolgte, ist erstaunlich. Andere Herrscher dachten nicht daran, ihren Untertanen beispielsweise mit Toleranz entgegen zu treten.
Und heute: Unbestechlichkeit in der Politik, Bescheidenheit bei Managergehältern, mehr Gemeinsinn bei Profisportlern, Pflichttreue gegen zwar unliebsame aber notwendige Regelungen des Staates, bürgerliches Engagement statt Konsumhaltung, bewusster Umgang beim Verbrauch von Energie und Rohstoffen, Verantwortung gegenüber Mitmenschen sind aktuelle Wünsche, nicht nur solche von gestern. Sie sind freimaurerisches Lebensbild und Leitmotiv zum Handeln.
Die Freimaurerei ist weder eine Religion, noch eine Religionsgemeinschaft. Es fehlen ihr sämtliche dafür notwendigen Merkmale:
- Der Freimaurerbund will das Hier und Heute bewältigen
- Er tastet die unterschiedlichen Gottes- und Jenseitsvorstellungen seiner einzelnen Brüder nicht an
- Der Bund hat weder ein heiliges Buch, noch einen Heilsweg
- Er kennt keine Dogmen
- Jenseitiger Lohn oder Bestrafung sind nicht seine Sache
- Sakramente, Gnade oder Erlösung spendet und verheißt er nicht
1740 hatte Friedrich II. auf eine Anfrage geantwortet:
„Alle Religionen sind gleich gut, wenn nur die Leute, so sie professieren, ehrliche Leute sind. Und wenn Türken und Heiden kämen und wollten das Land peublieren (bewohnt machen), so wollen wir ihnen Moscheen und Kirchen bauen. Ein jeder kann bei mir glauben, was er will, wenn er nur ehrlich ist.“
Die Freimaurerei schreibt keine Religion vor und schließt keine aus. Sie versucht, den Dialog der Religionen zu fördern und hinterfragt Vorurteile. Man kann den Freimaurerbund vielleicht als eine ethische Glaubensgemeinschaft, unabhängig konfessioneller Bindungen, bezeichnen.
Der Freimaurerbund ist keinesfalls eine Sekte (die eigentlich eine Abspaltung von einer Großkirche ist), denn:
- Er hat kein gottähnliches Oberhaupt (Guru).
- Es gibt keinen Bruder mit dogmatisch-diktatorischer Weisungsbefugnis, denn die Organisation der Freimaurer ist demokratisch aufgrund von Wahlen aufgebaut.
- Sekten üben oft großen psychischen Druck auf ihre Mitglieder aus. Der Freimaurerbund fördert dagegen die individuelle persönliche Entwicklung seiner Brüder und respektiert abweichende Meinungen.
- Sekten beziehen sich meist auf eine Verkündigung oder Weissagung, während Freimaurer keine „heiligen Ursprünge“ haben.
- Das Lehrgebäude der Freimaurer ist auf eine Vervollkommnung ihrer Brüder im Diesseits gerichtet und orientiert sich nicht an transzendenten Zielen.
- Der Freimaurerbund behauptet nicht, im Besitz der reinen Wahrheit zu sein oder die Welträtsel entschlüsseln zu können.
- Manche Sekten streben durch kostenpflichtige Schriften, Kurse oder Vorträge kommerzielle Ziele an, während der Freimaurerbund reine Geschäftemacher aus seinen Reihen ausschließt.
Der Freimaurerbund ist eine Gemeinschaft, die sich auf den Menschen bezieht und über seinen Tod hinausweist. Daher kommt er ohne einen transzendenten Bezug nicht aus. Es stellen sich die Fragen: Warum bin ich hier? Wo komme ich her? Wo gehe ich hin?
Im Weltenbau, in allem Lebendigen und im sittlichen Bewusstsein des Menschen erkennt der Freimaurer ein göttliches, übergeordnetes Wirken voll Weisheit, Schönheit und Stärke, das er im Symbol des „Allmächtigen Baumeisters aller Welten“ verehrt.
Dieses Symbol kann jeder einzelne Bruder mit seiner individuellen Religion oder Denkweise erfüllen, denn sein Glaube wird in keiner Weise angetastet. Er kann es Gott nennen oder das große Licht oder die unendliche Liebe oder die allumfassende Schöpferkraft, die große Erkenntnis oder das allumfassende Universum. Selbst ein philosophisches Prinzip der höchsten Weltordnung kann unter diesem Symbol begriffen werden. Anderson beschreibt es 1723 in den „Alten Pflichten“ als „supreme being“ (Höchstes Sein/Wesen)
Der Freimaurer versucht an seiner eigenen Vervollkommnung zu arbeiten Die Annahme eines höchsten Wirkens/Seins bildet die Voraussetzung für das ethische Handeln des Freimaurers. Durch ein solches, im einzelnen nicht festgelegtes Wertesystem schafft sich der Maurer eine gewisse Weltordnung/-vorstellung, indem er die Mannigfaltigkeit aller Vorgänge zu einem von Weisheit geleiteten allumfassenden Rahmen verbindet.
Die Anerkennung einer Transzendenz rechtfertigt aber nicht nur moralische und ethische Wertmaßstäbe, sondern verleiht dem menschlichen Dasein einen tiefen Sinn
Wenn jemand keiner Kirche oder Religionsgemeinschaft angehört, ist er noch lange kein Atheist oder Agnostiker und kann aufgenommen werden. Ein Atheist leugnet grundsätzlich jede Möglichkeit einer Bindung an ein höheres Wesen oder ein übergeordnetes Prinzip. Der Atheist ist ein Gottesleugner, der sich für diese Anschauung jederzeit einsetzt. Ein Agnostiker zweifelt. Schon die „Alten Pflichten“ von 1723, schließt die Aufnahme eines „engstirnigen Gottesleugners“ und „bindungslosen Freigeistes“ aus. Entscheidend ist, wie ein Mensch eine solche Haltung mit den Ideen der Freimaurerei in Einklang bringen kann Der Freimaurer anerkennt Geschehnisse und Phänomene, die über das irdisch Erklärbare hinausweisen.
Die Freimaurerei ist zwar in den christlichen Ländern Europas entstanden und baut auf Anschauungen auf, die das Christentum zur Grundlage haben (z. B. Bibel, 10 Gebote, Bergpredigt). Sie hat sich von der rein christlichen Richtung zu einer allgemein-humanitären Anschauung gewandelt. Nur eine der fünf Großlogen in Deutschland, die „Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland“ (GLLvD), erwartet eine christliche Grundhaltung mit einem Bekenntnis zu Jesus Christus, der als ihr Obermeister bezeichnet wird. Alle anderen Großlogen überlassen es ihren Brüdern, sich einer Religionsgemeinschaft anzuschließen. Die Symbolik enthält Bezüge zum Christentum mit universeller Deutungsmöglichkeit, aber gleichermaßen auch zu anderen vorchristlichen Kulturen.
Ja, ohne Einschränkungen. Schon Friedrich der Große betonte:
„In meinem Staate kann jeder nach seiner Fasson selig werden.“
Gleichwohl hat es historisch in diesem Zusammenhang in der Freimaurerei Irrtümer gegeben. Hierüber liegen umfassende wissenschaftliche Untersuchungen vor. Die Freimaurer suchen heute das Verbindende der Religionen und Kulturen.
Natürlich kann ein Pfarrer Mitglied einer Loge werden. Doch den katholischen Priestern ist es von ihrer Kirche untersagt. Eine Reihe evangelischer Pfarrer sind aktive Freimaurer.
Ja. Es gibt zahlreiche katholische Mitglieder. Die katholische Kirche sieht es zwar nicht gern, erwirkt aber keine Gegenmaßnahmen.
In südeuropäischen Ländern bestehen die Logen überwiegend aus Katholiken.
Da es in der Freimaurerei kein verehrungswürdiges Buch gibt, das eine zentrale Lehrbotschaft verkündet, wird in allen deutschen Logen (und den meisten Logen in der Welt) die Bibel auf den Meistertisch gelegt. Dabei ist die Bibel kein Religionsbuch, sondern steht als Symbol für die ethischen Grundlagen des Abendlandes. Im Mittelpunkt steht die Nächstenliebe, die sich in nahezu allen Religionen wiederfindet. In vielen Ländern werden drei Bücher aufgelegt: für die Christen, die Juden und die Muslime.
Hoffentlich nicht! Damit keiner der Brüder wegen seiner Religionszugehörigkeit bedrängt werden kann, ist in den freimaurerischen Satzungen festgelegt, dass in der Loge keine konfessionellen Streitgespräche geführt werden dürfen. Jeder einzelne Bruder kann also dem Glauben anhängen, den er wählt. Der Glaube wird nicht kontrolliert. In der Loge sollte keiner eine bestimmte Glaubensrichtung loben, noch schmähen. Der individuelle Glauben bleibt völlig unangetastet und wird nicht in Frage gestellt. Eigenständiges Denken wird geradezu gefordert von den Brüdern und somit in Glaubensfragen toleriert.
Freimaurer glauben an die Kraft der Gemeinschaft und an ein friedliches Miteinander der Völker und Kulturen. Sie sollten religiösen Sinnes sein. Die „Rückbindung“ spielt rituell immer wieder eine Rolle.
Der Tod ist Teil unseres Lebens. Deshalb versucht die Freimaurerei ihn mittels Gefühl und Verstand zu integrieren. Schon bei der Aufnahme wird durch ein Symbol der Vergänglichkeit darauf hingewiesen, dass wir sterben müssen. Im Laufe des freimaurerischen Lebens tauchen immer wieder Zeichen der Vergänglichkeit auf, um den Bruder darauf hinzuweisen, dass er nur Gast auf der Erde ist. Wenn ein Bruder stirbt, wird in einer Trauerloge seiner gedacht. Wir wissen, dass der Allmächtige Baumeister aller Welten ihn „zu höherer Arbeit“ in den „Ewigen Osten“ gerufen hat. Über konkrete Jenseitsvorstellungen sagt die Freimaurerei nichts, sondern überlässt auch diese jedem einzelnen Bruder. Die Freimaurer fürchten den Tod nicht. Sie bekennen sich zu ihrer Trauer
Das Wesentliche bei allen Freimaurerlogen auf der ganzen Welt ist ihr Ritual. Dies ist nicht nur die Grundlage der Freimaurerei, sondern auch die wesentliche Unterscheidung gegenüber allen anderen nichtkirchlichen Gemeinschaften, Verbänden, Bünden, Vereinigungen usw. Die rituellen Arbeiten und die darin verwendeten Symbole stellen die gemeinsame Basis aller Freimaurer der Erde dar. Sie dienen als verbindliches Kettenglied in den Fällen, wo Menschen unterschiedlichster Sprachen zusammenkommen.
Was ist ein Ritual? Es ist der feierliche, formgebundene Ablauf des Geschehens im Tempel (Tempelarbeit). Es vermittelt den freimaurerischen Sinngehalt in besonderer zeremonieller Form, vor allem in Symbolen und symbolischen Handlungen sowie in Wechselgesprächen zwischen dem Hammerführenden Meister und den beiden Aufsehern.
Das Ritual enthält Erkenntnisse und Erfahrungen der Menschheitsgeschichte, die zeitlos sind und durch diese gebundene Form der Nachwelt weitergegeben werden. Dabei wird nicht nur auf das Brauchtum der Bauhütten-Bruderschaften des Mittelalters zurückgegriffen, sondern auch auf die Weisheiten der Mysterienbünde des Altertums. Diese versuchten bereits vor 3000 Jahren, die unbewussten Bereiche des Menschen durch ein emotionales Erlebnis aufzuschließen.
In der deutschen Freimaurerei wird die Tempelarbeit ergänzt durch eine Rede, die persönliche Aspekte z. B. zum Ritualgeschehen oder zur Symbolik beinhaltet. Lehrlinge und Gesellen wird in dieser Form Gelegenheit gegeben „Gesellen- oder Meisterstücke“ vor Einführung in die nächsthöhere Stufe vorzutragen.
Der Tempel ist ein Ort der Einkehr, der Kontemplation, der Andacht. Die Bezeichnung „Tempel“ geht zurück auf den Salomonischen Tempel, dem ersten großen, steinernen Bauwerk, das in der Bibel genannt wird. Ihn haben die Steinmetzen des Mittelalters, später die Freimaurer zum Vorbild genommen. Sie betrachten den Tempel als Baustelle. Auf ihr soll sich einmal der Tempel der Menschlichkeit symbolisch erheben. Sie sehen sich als Baustücke, die sich „harmonisch“ in diesen Bau einfügen wollen.
Als Tempel kann im Grunde jeder geeignete Raum genutzt werden. In der Anfangszeit der Freimaurerei tagten die Brüder in Gaststätten und nutzten einen ungestörten Raum als Tempel. Wo die Möglichkeit besteht, ist der Tempel ein festlicher, meist in Blau gehaltener Raum mit verhängten Fenstern, um die Abgeschlossenheit gegenüber der Außenwelt zu betonen. Seine Achse wird immer von Ost nach West angenommen, selbst wenn die tatsächliche Orientierung anders ist. Im Osten sitzt der vorsitzende Hammerführende Meister, im Westen die Aufseher. Im Norden und Süden nehmen die Brüder Platz. In der Mitte des Tempels liegt ein Ritualteppich mit Symbolen. Er ist von den drei Säulen umgeben, welche Weisheit, Stärke und Schönheit symbolisieren.
Weitere, symmetrisch angeordnete Plätze nehmen Aufseher, Sekretär, Schatzmeister und Redner ein.
Eine freimaurerische Arbeit ist der Ablauf des Rituals im Tempel. Das Ritual ist im Wortlaut genau festgelegt und geht überwiegend auf Texte zurück, die vor 200 Jahren in gleicher Weise vorgetragen wurden. An zentraler Stelle steht ein Vortrag, den der Redner oder ein anderer Bruder über freimaurerische Themen hält.
Besondere Arbeiten sind die Aufnahme eines neuen Bruders, die Aufnahme zum Gesellen oder Meister. Jedes Jahr wird das Stiftungsfest (Geburtstag der Loge) und das Johannisfest (24. Juni, Ende des Maurerjahres) gefeiert.
Der Ritual-Text ist bei den einzelnen Großlogen etwas unterschiedlich, im Ablauf und in der Wirkung aber überall sehr ähnlich.
Freimaurerische Arbeit ist darüber hinaus das Arbeiten an sich selbst und das vorbildliche Wirken in der Gemeinschaft.
Im Ritual wird der Bruder aus dem Alltagsgeschehen herausgehoben und
„ordnet sich bewusst in die Gesetzmäßigkeit des großen kosmischen Geschehens ein. Er soll durch diese lebendige Beziehung zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos lernen, sein Leben in zunehmendem Maße aus einem Übergeordneten Bewusstsein zu gestalten.“
(Hjalmar Vollkammer)
Diese Rückbesinnung ist ein Weg zur Wiederherstellung des menschlichen Gleichgewichts, das im täglichen Stress und Trott verloren zu gehen droht. Hierdurch schöpft der Bruder neue Kraft und Motivation, die er nach Rückkehr in den Alltag spürt und nutzt.
Man könnte das Ritual auch als eine Art Meditationsübung bezeichnen. Die Wirkung ist abhängig von der Tiefe der Aufgeschlossenheit jedes einzelnen Bruders.
Die Bekleidung der Freimaurer leitet sich von der Berufskleidung der Steinmetzen und Maurer ab. Sie wird nur bei der Tempelarbeit getragen. Alle Brüder sind gleichförmig im schwarzen (oder dunklen) Anzug und mit weißem Hemd gekleidet, um ihre Gleichheit zu betonen. Bekleidet sind sie mit einem Schurz, der bei den Steinmetzen früher aus Leder war, um beim Behauen der Steine die Splitter aufzufangen. Dann mit Handschuhe, früher als Arbeitsschutz, heute weiß als Zeichen der Reinheit unserer Arbeit und Gesinnung. Schließlich das Logenabzeichen (Bijou), um erkennen zu können, aus weicher Loge (Bauhütte) der Bruder kommt.
Der Zylinder oder „Hohe Hut“ gilt bei Freimaurern als Zeichen des freien Mannes. Er wird nur noch in einigen Logen und in der Großloge „Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland“ getragen und lediglich abgenommen bei einem Gebet in Ehrfurcht vor dem Allmächtigen Baumeister aller Welten. Diese Tradition ist aus anderen Kulturen bekannt.
In der freimaurerischen Arbeit lassen die Brüder den Alltag möglichst weit hinter sich, um sich in Kontemplation, fast schon in Meditation einzustimmen. Bereits die altertümliche Sprache des Rituals, die einheitliche Kleidung, die Aufhebung der profanen Zeitrechnung, die besondere Orientierung des Tempels nach den Himmelsrichtungen, die Dunkelheit und der Kerzenschein hebt die Brüder aus dem Geschehen des Alltäglichen heraus. Mit der Abfolge des Rituals werden die Brüder in eine „andere Welt und Zeit“ versetzt, in ihrem Innern angerührt. Wie ein geistig-spiritueller „Boxenstopp“ voller Entspannung.
Das wortgetreue, einzige Ritual gibt es nicht. Im Laufe der Zeit haben sich je nach Loge oder Großloge oder Land etwas unterschiedliche Rituale herausgebildet. Immer greift man auf möglichst alte Texte zurück. Die ältesten Texte stammen von der englischen Großloge, die sich 1717 in London bildete. Natürlich haben sich durch Übersetzungen, durch philosophisch oder anderweitig orientierte Bearbeiter im Laufe der Jahrhunderte mehrere Varianten gebildet. Deshalb gibt es kein für alle verbindliches Ritual, keine „heilige Schrift“. Allerdings pflegt jede Großloge für ihre Tochterlogen jeweils verbindliche Texte herauszugeben. Trotz unterschiedlicher Variationen ist Ablauf, Inhalt und Sinn praktisch überall gleich und ermöglicht die Teilnahme weltweit – ohne Sprachkurs.
Kein Mensch kann ohne Symbole leben. Er braucht sie, um seine Welt zu ordnen und die Erfahrungen seines Lebens auszudrücken.
„Ich halte die Sprache der Symbole für die einzige Sprache, die jeder lernen sollte.“
(Erich Fromm)
Die Symbole sind die Grundlage der Freimaurerei und das wichtigste Ausdrucksmittel im Ritual. Symbole sind für den Freimaurer Werkzeuge zur praktischen Lebenshilfe und Brücke zum Irrationalen, Unbewussten. Universelle Symbole sind unerschöpflich und werden immer wieder neu interpretiert. Dieselben oder sehr ähnliche Symbole verbinden die Freimaurer in allen Ländern der Erde. Weite Auslegungsmöglichkeit öffnen den Horizont jedes Einzelnen.
Die Freimaurer bauen symbolisch den Tempel der Menschheit, den Tempel der Humanität. Dabei stellen sie sich vor, dass die Bausteine hierzu sie selbst sind, also die Brüder. Im Steinbruch sind die Steine noch roh und unbehauen. Um in das Bauwerk zu passen, müssen sie bearbeitet und geformt werden. Wer in den Freimaurerbund aufgenommen wird, ist zunächst ein rauer Stein. Erst bei der „Arbeit am rauen Stein“ kann man allmählich erkennen, wozu der einzelne Stein gebraucht werden kann. Die besonders festen sind für das Fundament bestimmt, die weichen Sandsteine lassen sich gut für Verzierungen oder Figuren bearbeiten. Darum ruft man dem Freimaurerlehrling zu: „Erkenne dich selbst!“ Die Arbeit am rauen Stein ist das Erkennen der eigenen Möglichkeiten und das Beginnen, am eigenen Stein die störenden Unebenheiten und Ecken abzuschlagen, damit sich der Baustein in den Tempelbau einfügen lässt. Der Austausch der brüderlichen Gemeinschaft der Loge ist dabei unerlässlich. So kann jeder raue Stein einmal zu einem gut behauenen Werkstück werden.
Diese wichtige Arbeit findet kein Ende. Die Gestalt des Kubus, als vollkommene Form, erreichen wir auf unserer irdischen Lebensbahn aber niemals ganz.
Wenn man Symbole sucht, die die Freimaurer weltweit kennzeichnen, kann man vor allem „Zirkel und Winkel“ nehmen. Es sind zwei Werksymbole aus den mittelalterlichen Bauhütten, die (ineinander verschränkt) gemeinsam auftreten. Der Zirkel steht für den Geist und der Winkel für die Materie, wie der Kreis das Göttliche und das Rechteck das Irdische bezeichnet. Diese beiden Pole bilden das Weltganze und durchdringen sich. Der Zirkel ordnet Einstellung und Gefühle des Bruders zu den Menschen seines Umfeldes. Man schlägt mit dem Zirkel einen Kreis. Der junge Bruder kommt in einen völlig neuen Kreis. Es ist ihm vorbehalten, diesen nicht zu klein (Abkapselung) und nicht zu groß (Oberflächlichkeit) zu wählen. Wie der Zirkel ein Mittel ist, um einen Kreis zu beschreiben, so ist die Loge ein Mittel, um sich den Idealen der Freimaurerei zu nähern.
Das Winkelmaß mit seinen Schenkeln „Recht und Pflicht“ mahnt jeden Bruder, immer das (Ge-)Rechte, Richtige, Rechtmäßige zu tun. Jeder Schenkel ist ein Lineal der Geradlinigkeit, an die wir bei unseren Handlungen immer wieder erinnert werden sollen. Das Winkelmaß soll uns erinnern, dass mit zunehmenden Rechten (Lehrling – Geselle – Meister) in gleicher Weise die Pflichten wachsen.
Das erste große steinerne Kultbauwerk in der Bibel ist der Salomonische Tempel. Er galt viele Jahrhunderte als Meisterwerk der Baukunst. Deshalb wurde er von den Steinmetzen der Dombauhütten zum sinnbildlichen Vorbild gewählt. Die sich daraus entwickelnden Freimaurer, die nur noch geistig-symbolisch arbeitende Bauleute („spekulative Maurer“) sind, übernahmen ihn und setzten ihn dem zu bauenden Tempel der Humanität gleich. Deshalb findet sich auf vielen Arbeitsteppichen der Salomonische Tempel oder nur die 7 Stufen, die zu ihm führen und ihn andeuten.
Der „Flammende Stern“ ist für die Freimaurer das Symbol des Transzendenten, des Numinosen. Es ist ein geistiges Licht, das dem Maurer auch in der tiefsten Finsternis seinen Weg erhellt. Meist ist es ein Hexagramm, das aus zwei ineinander verflochtenen Dreiecken besteht. Zwischen den Spitzen brechen Strahlen oder Flammen heraus.
Das Hexagramm war bereits in vielen alten Kulturen bekannt. Für die Griechen stand das mit der Spitze nach unten weisende Dreieck für Wasser oder irdische Materie und das aufwärts gerichtete Dreieck für Feuer, für Geist und alles Immaterielle. Die Verbindung dieser Gegensätze als Hexagramm war das Zeichen des Götterboten Hermes, der als Seelenführer zwischen dem Lichtreich der Götter und dem Dunkelreich der Unterwelt vermittelte. In anderen Kulturen drückt das Hexagramm die Überwindung der Dualität und damit die Harmonie im Weltall und im menschlichen Handeln aus.
Dass Hitler dieses Zeichen zum unseligen „Judenstern“ umfunktionierte, ist tragisch, kann die ursprüngliche Bedeutung aber nicht aufheben.
Gebräuchlich ist statt des Hexagramms in bestimmten Lehrarten der Freimaurerei das Pentagramm.
Die bloße Beteuerung seines Wortes muss einem ehrlichen Manne heilig sein, und auch wenn weder Gott noch Strafe ist.
(Gotthold Ephraim Lessing)
Bei der Aufnahme gibt der Kandidat eine Verpflichtungserklärung (Gelöbnis) ab. Vor 250 Jahren musste er stattdessen einen Eid leisten, der grausame Strafandrohungen enthielt. Da für die Freimaurer viele rituelle Vorgänge nur symbolisch ablaufen, waren damals die Todesdrohungen ebenfalls symbolisch und nicht wörtlich zu verstehen. Die Gegner der Freimaurerei haben diese, auf biblische Legenden zurückführenden, Eide zum Anlass genommen, den Freimaurern viele Morde zuzuschieben. Die Verpflichtungserklärung enthält die Mahnung zur Verschwiegenheit.
Staat, Parteien, Politik
Der Freimaurerbund enthält sich in fast allen Ländern jeder parteipolitischen Tätigkeit und Stellungnahme. In den Satzungen ist festgelegt, dass es in der Loge keine parteipolitischen Streitgespräche geben darf. Es gibt im Bund Mitglieder aller Parteien und politischen Strömungen. Keiner darf für seine parteipolitischen Ideen werben oder sie in der Loge öffentlich herausstellen. Freimaurerische Ziele ließen sich allen politischen Richtungen zuordnen. Besondere weltpolitische oder gesellschaftliche Ereignisse können jedoch durchaus Gesprächsgegenstand an Logenabenden sein.
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Jeder Bruder ist als Bürger ein freier Mensch in seinen politischen Entscheidungen. Deshalb darf und sollte er sich als Staatsbürger gegebenenfalls aktiv für jede demokratische Partei betätigen (Wahlrecht/Wahlpflicht). Niemals darf er als Repräsentant einer Loge oder der Freimaurerei zu tagespolitischen Fragen Stellung beziehen. Er darf keine parteipolitischen Auseinandersetzungen in die Loge tragen.
Selbstverständlich bleiben gesellschaftspolitische Themen auf der Tagesordnung. So kann über Bevölkerungspolitik, Menschenrechte, Flüchtlingsfragen und andere soziale, humanitäre, karitative Probleme nicht nur gesprochen werden, sondern es können hierzu durchaus Politiker oder Repräsentanten zu Vorträgen eingeladen werden, wenn sich diese nicht als Parteiredner verstehen.
Jeder Parteipolitiker darf über allgemein menschliche, soziale, kulturelle, karitative oder ähnliche Probleme bei Logenveranstaltungen sprechen. Die Loge darf es allerdings nicht zulassen, dass der Vortragende ausschließlich über seine spezielle parteipolitische Richtung referiert.
Friedrich Wichtl gab am Ende des 1. Weltkriegs die Hetzschrift „Weltfreimaurerei, Weltrevolution, Weltrepublik“ gegen alles Freimaurerische heraus. Darin erklärt er den Aufbau der Freimaurerei als eine straffe Weltorganisation, bei der die normalen Logen und Großlogen sozusagen das Fußvolk darstellen, das von der „Hochgradmaurerei“ gelenkt würde. Der AASR hat 33 Stufen, die auf der 1-USDollar-Note durch eine 33-stufige Pyramide abgebildet seien. (Dass dort nur 13, die Gründerstaaten der USA symbolisierende Stufen abgebildet sind, ignoriert Wichtl in seinem Eifer.) Rothschild führe in Europa und Rockefeller in den USA die Freimaurerei an. Diese höchsten Repräsentanten von Gelddynastien stünden als unbekannte Obere in direktem Kontakt mit dem „Gott Luzifer“, der durch das „Gottesauge“ an der Spitze der Pyramide auf dem 1-Dollar-Schein dargestellt würde. Diese negative luziferische Weltmacht sei mächtiger als alle Regierungen und die Päpste. Diese Machtkonstruktion sei die unumschränkte geheime Weltregierung. Bis heute wird dies in immer wieder neuen Büchern verbreitet, mit dem aktuellen Zusatz, dass auch die UN unter dem Diktat der Hochgradmaurer stehe.
Der Skandal um die italienische Freimaurerloge P 2 (Propaganda Due) in den 1970er Jahren oder das Massaker des sich als Freimaurer darstellenden Norwegers Anders Brejvik 2011 mit seinem tausendseitigen Manifest haben noch heutzutage Einfluss auf die negative Meinungsbildung zur Freimaurerei. Tatsächlich ist – international gesehen – die Freimaurerei eine politisch wenig bedeutende, lose zusammenhängende Organisation mit rund 6 Mio. Mitgliedern. Die sogenannten Hochgradsysteme/Erkenntnisstufen haben mit ihren wenigen Mitgliedern keinen Einfluss auf die allgemeine Freimaurerei mit ihren Stufen Lehrling – Geselle – Meister, geschweige denn auf die gesamtgesellschaftliche Entwicklung oder die Weltpolitik.
Es gibt keine durchorganisierte Weltfreimaurerei, sondern nur eine sich über die ganze Erde erstreckende, symbolisch gesehene Weltbruderkette, die als einziges Ziel hat, Brücken von Bruder zu Bruder, von Land zu Land und von Kultur zu Kultur zu schlagen. Geheime Machtstrukturen verbergen sich nicht dahinter, denn diese würden den Zielen der Freimaurerei widersprechen. Jede Loge ist als Verein selbständig tätig gemäß den Zielen und rituellen Vorgaben der jeweiligen Großloge.
Die Freimaurerei steht jedem demokratischen Staat loyal gegenüber. In der Hitlerzeit wurde die Freimaurerei folgerichtig verboten, weil sie den Staatszielen entgegenlief. Rassengesetze, politischer Größenwahn mit Bedrohung anderer Länder und Völker waren und sind mit den Zielen der Freimaurerei nicht in Einklang zu bringen.
Leider konnten sich Teile der Freimaurerei den national-völkischen Strömungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht ganz entziehen und unterbanden zeitweise die Mitgliedschaft von Juden in ihren Logen. Dass dies ein Irrweg war, beweist die Geschichte.
Ein demokratisches Staatssystem wird – selbst bei berechtigter Kritik bezüglich mancher
Reform – immer von der Freimaurerei akzeptiert. Zum Ausdruck kommt dies u. a. bei Feierlichkeiten mit dem Toast auf das Vaterland. Dies ist nicht nationalistisch zu interpretieren, zumal in vielen Logen Brüder anderer Länder vertreten sind. Das Deutschlandlied, dessen dritte Strophe als Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland dient und die bei einigen Logenveranstaltungen gesungen wird, stammt aus der Feder des Freimaurers Hoffman von Fallersleben.
Organisation
In Deutschland bestehen fünf Großlogen:
- Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (GL A.F.u.A.M.v.D.)
- Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland (GLL FvD)
- Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ (GNML 3WK)
- American Canadian Grand Lodge (ACGL)
- Grand Lodge of British Freemasons in Germany (GL BFG)
Diese sind unter dem Dach der Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD) zusammengefasst, die alle Freimaurer in Deutschland nach außen vertritt und sämtliche übergeordneten Belange wahrnimmt. Sie darf aber nicht in Dinge der Lehrart, des Rituals, des Brauchtums und der inneren Ordnung einer der Mitgliedsgroßlogen eingreifen und entscheiden.
Die Johannisloge ist die kleinste Organisationseinheit der Freimaurerei. Alle 3 Jahre (GLL FvD) wird der Hammerführende Meister in geheimer Wahl von den Mitgliedern gewählt. Er darf zweimal wiedergewählt werden. Die anderen Beamten (Aufseher, Zeremonienmeister, Sekretär, Redner, Schatzmeister usw.) werden ebenfalls durch Wahl bestimmt.
Jede Johannisloge gehört einer Großloge an. Diese wacht über das Brauchtum und das Ritual. Der Hammerführende Meister ist stimmberechtigtes Mitglied der Großlogenversammlung (GLL FvD), die einmal jährlich über alles Wesentliche berät, abstimmt und beschließt.
Aus den Großlogen werden die Funktionsträger der VGLvD gewählt. Die Vereinigten Großlogen von Deutschland sind vollständig autark. Sie pflegen mit den Großlogen anderer Länder freundschaftliche Beziehungen. Es werden gegenseitige „Großvertreter“ bestimmt, die ähnlich den Botschaftern im diplomatischen Dienst anzusehen sind.
Alle Brüder begegnen sich auf Augenhöhe – weltweit.
Für die weibliche Freimaurerei und die gemischten Logen gibt es ebenfalls Großlogen:
- FGLD – Frauen-Großloge von Deutschland
- Humanitas, Freimaurergroßloge für Männer und Frauen in Deutschland
- „Le Droit Humain“, Internationaler Freimaurerorden (für Männer und Frauen)
Satzungsgemäß ist eine offizielle Zusammenarbeit der „regulären“ Logen der VGLvD mit diesen Logen nicht zulässig.
Weibliche Freimaurerei ist heute selbstverständlich.
Es gibt in Deutschland etwa 470 Logen mit insgesamt etwa 14000 Mitgliedern. In Berlin sind es 46 Logen mit etwa 1500 Brüdern.
In den neuen Bundesländern gibt es 53 Logen mit etwa 1500 Brüdern.
Neben der „männlichen“ Freimaurerei gibt es in Deutschland rund 25 Frauenlogen und rund 15 „gemischte“ Logen (für Männer und Frauen).
Es gibt keine internationale freimaurerische Oberbehörde. Jedes Land hat meist eine souveräne Großloge, die mit den Großlogen anderer Länder in Kontakt steht. Es besteht ein gegenseitiges Anerkennungsverhältnis unter den gleichberechtigten sogenannten regulären Großlogen. Unter der Führung der Großloge von England (der ältesten der Welt) halten sich die meisten Großlogen der Erde an bestimmten Regeln (Basic Principles) und gelten dann als regulär.
Nein! Im Allgemeinen stellt die (meist einzige) Großloge eines Landes die Formulierung ihrer Grundsätze und Leitideen auf. Trotz mancher Variationen sind die Lehren in allen Ländern gleich oder ähnlich. Die Grundlage bilden für alle die Basic Principles (letzte Aktualisierung: 1989) und die Stufenleiter: Lehrling – Geselle – Meister.
Da alle Funktionsträger demokratisch auf eine begrenzte Amtsdauer gewählt werden, ist in keiner Satzung eine Sonderstellung eines Bruders vorgesehen. Die Großmeister tragen in Deutschland sogar einen weißen Lehrlingsschurz, um damit zu bekunden, dass auch sie, wie jeder andere Freimaurer, ihr Leben lang am rauen Stein arbeiten. Von allen Brüdern wird eine achtungsvolle Haltung gegen über allen anderen Brüdern und dem Allmächtigen Baumeister aller Welten als höchstem Ordnungsprinzip erwartet. Sicherlich gibt es besonders „weise“ Brüder in jeder Loge, die vorbildhaft wirken und umfassende Ritualkenntnisse besitzen und vermitteln können. Sie erhalten die ihnen gebührende Wertschätzung, die nichts mit Heiligenverehrung zu tun hat.
Ein Mann soll in den Freimaurerbund eintreten, wenn er eine gewisse innere Reife besitzt. Deshalb war früher festgelegt (3WK), dass er 25 Jahre alt sein sollte. Heute kann davon abgewichen werden; es wird die Volljährigkeit mit 18 Jahren als unterste Grenze angesehen.
Eine obere Altersgrenze gibt es nicht. Häufig suchen Menschen nach ende ihrer beruflichen Laufbahn nach dem Sinn des Lebens und stoßen zur Freimaurerei. Daher ist selten eine „Verjüngung“ des Durchschnittsalters einer Loge festzustellen.
Vereinsgrundlagen
In der Loge treffen sich die Brüder häufig einmal in der Woche an einem bestimmten Tag. Es gibt sogenannte „Donnerstags-Logen“, die sich jeden Donnerstagabend zusammenfinden. Für sehr Interessierte bestehen darüber hinaus weitere freiwillige Möglichkeiten durch Besuch von Erkenntnisstufen bzw. Hochgradsystemen oder durch Wahrnehmung von Funktionen im Freimaurerbund (Stuhlmeistersitzungen, Ritualkommission, Lehrlingsunterricht o. ä.). Neben den Tempelarbeiten finden brüderliche Gespräche, Gästeabende und Freizeitaktivitäten statt.
Jeder Bruder kann alle Arbeiten und Vorträge jeder anderen Loge weltweit besuchen, die seinem Grad entsprechen. Wenn sich eine Loge noch im Aufbau befindet (wie vielfach in den neuen Bundesländern), können die Zusammenkünfte ggf. nur einmal im Monat stattfinden. Grundsätzlich gilt: Nicht die Häufigkeit der Zusammenkünfte ist wichtig, sondern die Tiefe des Erlebens und das, was man von dem gemeinsamen Erlebnis als Ansporn mit in den Alltag nimmt. Darüber hinaus entstehen zwischen einzelnen Brüdern und deren Familien vielfach engere, freundschaftliche Kontakte.
Heute ist fast jeder Mensch mit Terminen „getrieben“. Er muss entscheiden, was für ihn wichtig ist. Er muss Prioritäten setzen. Vom Freimaurer erwartet man etwa folgende Rangfolge der Prioritäten:
- Die höchste Priorität hat die Familie, um die unser Leben und Handeln kreist.
- Die zweithöchste Priorität ist der Beruf als finanzielle Existenzgrundlage.
- Als Drittes darf die Liebe zur Freimaurerei kommen. Ein Theaterbesuch muss nicht auf den bekannten Logentag gelegt werden, den Fernsehkrimi kann man in der Mediathek noch später genießen.
- Fast alle Freizeitaktivitäten kann man ebenso an anderen als den Logentagen betreiben.
Die Freimaurerei bleibt für viele „die schönste Nebensache der Welt“. Sie ist mehr als ein Hobby, vielmehr Lebenseinstellung.
Für den Freimaurer ist die Herzensbildung wichtiger als die Schulbildung. Trotzdem sollte ein grundlegendes Interesse bestehen, sich mit alltags-übergreifenden Fragestellungen zu beschäftigen und auseinanderzusetzen sowie Sinn und Ziel des eigenen Handelns zu beleuchten. Es bedarf in der Freimaurerei zweier Fähigkeiten: eines gewissen Abstraktionsvermögens einerseits und eines Einfühlungsvermögens in Symbole und rituelle Handlungen. Man benötigt zum ersten nicht das Abitur, es ist allenfalls hilfreich. Zum zweiten braucht man eine gleichgestimmte, empfindsame „Antenne“, eine emotionale Offenheit. Wer dabei nicht auf der gleichen Wellenlänge schwingt, wird keine Freude an der Freimaurerei haben.
Leider nein, denn sonst würde es mehr Sponsoren für kulturelle und karitative freimaurerische Vorhaben geben. Gegenwärtig sind die meisten Mitglieder froh, wenn sie feststellen, dass sich ihre Mitgliedsbeiträge für die Loge „lohnen“. Die meisten Freimaurer stammen heute aus dem „Mittelstand’“. Wirklich Wohlhabende oder „Prominente“ bringen im Allgemeinen keine Zeit mehr für die Freimaurerei auf, denn sie haben kaum noch ein Privatleben. Wer von einer Konferenz zur nächsten Besprechung und Verpflichtung eilt, hat keinen Freiraum mehr, z. B. über den Sinn des Lebens nachzudenken und mit anderen darüber zu sprechen. Sich derart zu beschäftigen, würde keinen einzigen Euro bringen, sondern nur einen inneren Gewinn, den wir anstreben.
Nein. Zwar haben einige Logen eigene, alte Logenhäuser, die für heutige Verhältnisse meist zu überdimensioniert sind, oft große Säle enthalten und deshalb schwer für andere Zwecke zu vermieten sind. Im Allgemeinen sind Logenhäuser eher eine Belastung. Sicher gibt es nur wenige Logen, die ein nennenswertes Kapital haben. Ziel ist nicht die Ansammlung eines Vermögens, sondern satzungsgemäß karitative Hilfe, wenn Geld vorhanden ist. Die Logenbeiträge dienen überwiegend dem Betrieb und der Unterhaltung der Logenhäuser. Anders als in der Historie sind heute Erbschaften zugunsten der Logen absolute Ausnahmen.
Jeder Freimaurer ist bestrebt, sich weiter zu bilden, nicht Hilfsarbeiter zu bleiben, sondern Vorarbeiter, Facharbeiter oder mehr zu werden. Es geht nicht um das Wissen allein, sondern um das Bestreben, sich stets zu verbessern, sich mehr Fähigkeiten und Erfahrungen anzueignen. Die Idee, sich durch das Leben nicht nur dahin treiben zu lassen, sondern es zu gestalten und darüber nachzudenken. Die Freimaurerei ist kein abfragbares Wissensgebiet, sondern besteht aus der Aneignung von (Lebens-)Weisheit. Es werden keine Schulnoten verteilt, sondern die Fähigkeit erwartet, sich im Leben, d. h. im Miteinander zu bewähren. Gerade die Bodenständigkeit wird dank „einfach“ (geradlinig) und praktisch denkender Brüder mehr gesichert als durch „kopflastige Schöndenker“.
Manche stellen in den freimaurerischen „Foren“ des Internets furchtbar kluge Fragen. Andere haben vieles über die Freimaurerei erfragt, gelesen, sich angeeignet. Dennoch machen sie nicht den einzig richtigen Schritt: sich an eine Loge zu wenden und deren öffentlichen Abende zu besuchen. Denn es ist unmöglich, die Freimaurerei per Internet oder Fernstudium zu „erlernen“. Die Freimaurerei braucht den Gesprächspartner, ein Gegenüber, den Bruder, der zuhört, antwortet, verbindet. Internetkommunikation ist völlig unverbindlich und manipulierbar, ein Fernkontakt ohne richtig „greifbaren“ Partner. In der Freimaurerei braucht man einen Menschen, den man fragen und vertraulich ansprechen kann. Diese Auseinandersetzung und gemeinsame Reflexion kann niemals durch das Internet oder Bücher allein erreicht werden.
Jeder Verein braucht zur Aufrechterhaltung seiner Organisation Geld. Logenhäuser sind zu erhalten und die Betriebskosten und Reparaturen dafür aufzubringen. Daneben wird ein Betrag für die Caritas (Spendenhilfe) gesammelt. Die i. d. R. halbjährliche Logenversammlung aller Mitglieder bestimmt den Beitrag. Konkret kann man im Monat mit 20 bis 50 Euro rechnen.
In den Freimaurerbund kann man nicht wie z.B. in einem Sportverein lediglich durch den Vollzug einer Unterschrift eintreten. Es ist ein etwas längeres Verfahren, bei dem der Interessierte und die Brüder der Loge sich gegenseitig kennenlernen sollen. Im Allgemeinen vergehen einige Monate (manchmal Jahre) vom ersten Kontakt bis zum Aufnahmeantrag. In dieser Zeit findet sich ein Bürge (Proponent) aus der Loge, der ihm die ersten Schritte erleichtern soll. Die Brüder stimmen in geheimer Wahl über die Zulassung eines Suchenden zur Aufnahme in den Bund ab. Die Aufnahme, auch Lichterteilung genannt, ist eine Einweihung (Initiation) nach einem eindrucksvollen Ritual, an dem die ganze Loge beteiligt ist. Die Initiation bringt den Aufzunehmenden zu einem inneren Erlebnis, das für ihn der Beginn eines neuen Lebensabschnittes sein kann. Heute kennt man eine Initiation in westlichen Kulturkreisen (abgesehen von der Priesterweihe) nur noch im Freimaurerbund.
Nein! Wer beim Eintritt in die Loge an eigene, wirtschaftliche Vorteile gedacht hat, wird schwer enttäuscht werden. „Geschäftsmaurerei“ ist verpönt. Als „Geschäftsmaurer“ bezeichnet man denjenigen, der zwar bei seinem Aufnahmeantrag unterschrieben hat, dass er keine finanziellen Vorteile erwartet, es trotzdem ausprobiert, ob er anderen Brüdern z. B. eine Versicherung „aufschwatzen“ kann. Er ist natürlich keiner, wenn sein Bruder seinen fach- oder kaufmännischen Rat erbittet.
Bei einem Gästeband sagte ein Versicherungsvertreter: Wenn ich von Ihren hehren Zielen höre, die ich befolgen soll, muss ich meinen Beruf wechseln. Es wurde ihm folgende Antwort gegeben: Wenn Sie bisher jeden Ihrer Kunden „beschissen“ haben und es in Zukunft nur bei jedem zweiten tun, hat die Freimaurerei bereits erste Wirkung gezeigt.
Die Service-Clubs, zu denen der Rotary-Club, der Lions-Club, Round Table u. a. gehören, pflegen überwiegend integere Geschäftsbeziehungen unter Entscheidungsträgern (begrenzte Mitgliederzahl pro Beruf), Freundschaft, Geselligkeit und Wohltätigkeit. Durch gemeinsames Essen und Vorträge bemüht man sich, geistige Anregung im Sinn von Toleranz und Völkerverständigung zu geben. Eine Lehre, ein Ritual oder eine Initiation gibt es nicht. Nur die Wohltätigkeit haben diese Clubs mit der Freimaurerei gemeinsam. Es bestehen keine Beschränkungen für Freimaurer, in einem Service-Club Mitglied zu sein.
- Mormonen o. ä. Gruppierungen sind Kirchen oder religiöse Sekten. Da die Freimaurerei weder Kirche, noch Religionsgemeinschaft, noch Sekte ist, hat sie mit diesen Gemeinschaften nicht zu tun.
- Der Illuminaten-Orden wurde 1776 von Adam Weishaupt gegründet und wollte eine geheime Weisheitsschule sein, dessen Struktur sich an den Jesuitenorden anlehnte. Er erlosch bereits 1785. Nach dem 2. Weltkrieg wurde er in Zürich als O.T.O. (Ordo Templi Orientis) wiederbegründet und behauptet, Weisheit und Wissen vieler esoterischer Organisationen zu besitzen. Er hat auch den Ausdruck Loge angenommen. Da die Freimaurerei keine mystischen Geheimnisse hat, besteht keinerlei Verbindung zu den Illuminaten.
- 1616 erschien die Schrift „Chymische Hochzeit des Christiani Rosenkreuz anno 1459“. Ob dem Namen Christian Rosenkreutz eine historische Persönlichkeit zugrunde liegt, ist umstritten. Diese und weitere Schriften enthalten neoplatonische, gnostische, kabbalistische und mystische Elemente. Die geistige Alchimie mit der Suche nach dem Stein der Weisen sollte Bewusstseinsveränderungen im Geist der Adepten bewirken. Obwohl man 1787 die Ordenstätigkeit einstellte, wurde mehrfach eine Neubelebung versucht, zuletzt 1915. Dieser Alte Mystische Orden Rosae Crucis (A.M.O.R.C.) und weitere Zweige nach dem zweiten Weltkrieg versuchen, in strengen Regeln die Suche nach dem Stein der Weisen fortzuführen. Da diese rein esoterischen Elemente nicht dem Geist der Freimaurerei entsprechen, bestehen nicht die geringsten Beziehungen zwischen Freimaurerei und Rosenkreuzern.
- Eine Verbindung zu den Scientologen ist von den Freimaurern nicht erwünscht. Die Scientologen sind im deutschen Verständnis keine Kirche.
Historisch gehörte es durchaus zum Zeitgeist, in solchen (geheimbündlerisch erscheinenden) Organisationen parallel Mitglied zu sein. Beispielsweise sagt man dies J. W. von Goethe oder dem Musiker Claude Debussy nach.
Die Logenleitung (juristisch = Vereinsleitung) besteht aus dem Hammerführenden Meister und den beiden „Aufsehern“, die je nach Großloge auf ein, zwei oder drei Jahre gewählt werden. Dies sind die „hammerführenden Beamten“. Vereinsrechtlich vertreten diese drei Brüder die Loge nach außen. Der Zeremonienmeister ist nach Anweisung des Hammerführenden Meisters für den äußeren Ablauf des Rituals bei einer Tempelarbeit verantwortlich. Der „Redner“ ist wesentlich für die geistige Ausrichtung der Loge zuständig, hält entweder selbst einen Kurzvortrag (15 – 20 Minuten) oder beauftragt einen anderen Bruder damit. Der Sekretär ist für den Schriftwechsel der Loge verantwortlich und führt das Protokoll. Weitere Beamte sichern den reibungslosen Ablauf des Logenlebens, z. B. „Abgeordneter Meister“ (Stellvertreter), „Schatzmeister“ etc. Alle „Amtsträger“ (Beamten) werden durch Wahl bestimmt, wobei die Fähigkeiten und Wünsche der zu wählenden Brüder beachtet werden.
Da das freimaurerische Gedankengut nicht in festen und dogmatischen Lehrsätzen aufgebaut ist, wird Zeit und Geduld benötigt, um es sich anzueignen. Deshalb wächst der Freimaurer langsam in das Brauchtum hinein. Um diese stufenförmig aufbauende Erkenntnis zu dokumentieren, ist der neu Aufgenommene erst Lehrling, wird nach etwa einem Jahr Geselle und nach meist weiteren zwei Jahren Meister. In jeder dieser Stufen wird ein bestimmtes Gebiet menschlichen Wirkens bearbeitet. Dabei gibt es im brüderlichen Umgang keine Gradabstufung. Alle Brüder sind gleich, nur die Kenntnisse und Erfahrungen sind unterschiedlich. Der Ursprung entstammt dem Handwerkerbrauch, besonders dem der Steinmetzen, in dem bis heute die Dreistufigkeit Lehrling – Geselle – Meister im beruflichen Werdegang vorgesehen ist.
Unter den „Beamten“ der Loge gibt es keine Hierarchie, denn der Hammerführende Meister ist der Erste unter Gleichen (primus inter pares). Er übernimmt für die Tempelarbeit die alleinige, rituelle Führung. Was er im Tempel in Übereinstimmung mit dem Ritual sagt, sollte geschehen, denn er ist an den Ablauf und Wortlaut des Rituals gebunden. Insofern muss jeder dem Meister Folge leisten. Er bestimmt im Rahmen seiner Kompetenzen das Geschehen in der Loge außerhalb der Tempelarbeit. Allerdings muss er sich je nach der Inhaltsschwere der Entscheidung abstimmen: mit der Logenführung (d. h. mit den beiden Aufsehern), mit dem Beamtenrat (alle gewählten Beamten) oder bei der Logenversammlung mit allen Brüdern der Loge. Wirklich wichtige Entscheidungen (z. B. über eine Logenreise, die Änderung des Beitrages u. ä.) können nur durch Abstimmung in dieser Versammlung geschehen. Die Abstimmung geschieht in demokratischer Weise. Die Möglichkeiten der „Macht“ des Hammerführenden Meisters sind somit stark eingeschränkt.
Wir benötigen „Bodenhaftung“ trotz Spiritualität.
Zuerst ist dies historisch bedingt, da seit der ersten Satzung von 1723 nur Männer einer regulären Freimaurer-Loge beitreten können. Handwerksberufe wurden bis ins 20. Jahrhundert weitestgehend von Männern ausgeübt. Und dieses damals selbstverständliche Brauchtum wurde bis heute beibehalten. Außerdem ist jede Loge ein demokratischer Verein, der durch Mehrheit etwas anderes bestimmen kann. Alle diesbezüglichen Abstimmungen haben bislang ergeben, dass in den Männerlogen keine Frauen als Mitglieder gewünscht werden. Weiterhin haben sich unsere Gremien (die unter dem Dach der VGLvD geeinten Großlogen) dazu bekannt, dass wir bestimmte Regeln einhalten, um „regulär“ zu bleiben und mit allen anderen regulären Logen auf der Erde Kontakt haben zu können. Diese Regeln, die „Basic Principles“, sind von nahezu allen Großlogen akzeptiert worden. Diese und andere Gründe haben dazu geführt, dass keine Frauen aufgenommen werden. Zudem gibt es psychologische Gründe, dass Männer und Frauen rituell getrennt arbeiten wollen.
Schon längst haben sich Frauen auf ihre Art das freimaurerische Gedankengut erschlossen und können rituell arbeiten. Nach 1945 hat sich die „Frauen-Großloge von Deutschland“ (FGLD) gebildet, der zur Zeit rund 25 Logen angehören (www.freimaurerinnen.de). Diese Logen werden im Sinn der männlichen, regulären Freimaurerei förmlich „nicht anerkannt“, gleichwohl akzeptiert. Ein geistiger Austausch findet statt, z. B. über die Forschungsloge“Quatuor Coronati“ oder das „Forum Masonicum“.
Darüber hinaus gibt es noch „gemischte Logen“, die gleichberechtigt Männer und Frauen aufnehmen. Diese werden ebenso nicht als „regulär“ anerkannt (www.gemischte-freimaurerei.org / www.droit-humain.org/deutschland). Die freimaurerische Wertschätzung den Frauen gegenüber wird in diesen Logen besonders deutlich.
Europaweit ist zudem festzustellen, dass die nicht „reguläre“ Großloge Frankreichs, der Grand Orient de France mit über 47.000 Mitgliedern in ca. 1200 Freimaurerlogen zahlenmäßig die „regulären“ Freimaurer deutlich überragen. Im Vergleich: der VGLvD unterstehen rund 14.000 Brüder Freimaurer in Deutschland.
Begegnung hilft, die Freimaurerei zu verstehen, nicht Bücher oder Internet.
Ja. Wie man im Augenblick einer Eheschließung auch nicht die Absicht hegt, sich eines Tages scheiden zu lassen, tritt man grundsätzlich in den Freimaurerbund ein, um ihm lebenslang anzugehören. Es kann Gründe geben, die ein Fortbestehen der Mitgliedschaft nicht zulassen. Dann ist es selbstverständlich und ohne Behinderung möglich, aus dem Freimaurerbund auszutreten.
Sollten jedoch Umstände eintreten, die die Mitgliedschaft nur in einer bestimmten Loge unmöglich machen (z. B. durch Wohnortwechsel), dann sollte der betroffene Bruder versuchen, sich einer anderen Loge anzuschließen. Die Brüder unterstützen ihn dabei.
Grundsätzlich sollte der Beitritt zur Freimaurerei eine auf Dauer angelegte Entscheidung sein.
Auch Harmonie hat harte Kanten.
Geschichte
Die Bauhüttengemeinschaften der operativen Werkmaurer und Steinmetzen in England (Dombauhütten) nahmen um 1650 vermehrt auch Geistliche, Adelige, Gelehrte, Handwerker und andere Bürger als Mitglieder auf. Nachdem in 4 Londoner Bauhütten (Lodges, Logen) ausschließlich symbolisch, geistig, philosophisch, spekulativ arbeitende Maurer waren, schlossen sie sich am 24. Juni 1717 (Johannistag) zur ersten Großloge von England zusammen. Dies war der Ausgangspunkt der modernen Freimaurerei. Die Ideen der Aufklärung unterstützten die rasche Verbreitung der Logen.
Die Gebräuche der heute noch aktiven Wandergesellen (cceg.eu) finden sich teilweise in den Ritualen der Freimaurer wieder.
1723 wurden die „Alten Pflichten“ (Verfasser: Pfarrer James Anderson) veröffentlicht, die erste Satzung der Freimaurerei. Das freimaurerische Gedankengut verbreitete sich rasch in den von England abhängigen Ländern und in Europa. Ende der 1920er Jahre gab es in Deutschland rund 80.000 Freimaurer.
Die erste Loge in Deutschland entstand 1737 als „Loge d‘ Hambourg“ (später und bis heute „Absalom zu den drei Nesseln“). Von einer Abordnung dieser Loge wurde der Kronprinz von Preußen 1738 aufgenommen, der als König Friedrich II. die Verbreitung der Freimaurerei in Preußen unterstützte und 1740 die Gründung der Berliner Loge „Aux trois Globes“ anregte, der späteren Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“.
Von Frankreich kam über den sächsisch-polnischen Marschall Rutowski die Freimaurerei nach Sachsen und Böhmen (1738 Logengründung in Dresden). 1741 entstanden Logen in Bayreuth, Leipzig, Meiningen, Breslau, Frankfurt/Oder, Frankfurt/Main.
Das Vorbild der freimaurerischen Haltung mag anziehend wirken.
In früheren Zeiten waren Freimaurer zeitweise in streng katholischen Ländern (Italien, Österreich, Spanien, Portugal u. a.) verboten (1815 werden 5 Freimaurer in Granada erhängt; 1819 werden in Madrid 2 Freimaurer hingerichtet; 1829 wird in Barcelona ein Hammerführender Meister hingerichtet). Aber auch in Ländern mit absolutistischen, despotischen und diktatorischen Herrschern war zeitweise die Freimaurerei verboten.
Letztlich ist die Unterdrückung ein Ausdruck der Ängste, die sich infolge der Verschwiegenheit der Freimaurer aufbauten bzw. geschürt wurden. Demgegenüber merkwürdig erscheint die hohe Zahl von Freimaurern im kommunistischen Kuba unter dem Großmeister und Staatschef Raúl Castro.
Die freimaurerische Gedankenwelt ist jeder Diktatur diametral entgegengesetzt und kann deshalb in allen totalitären Systemen nicht geduldet werden. Das gleiche gilt für alle fundamentalistisch-religiös regierten Staaten.
In Deutschland wurden unter dem Nationalsozialismus die Logenhäuser geschlossen und beschlagnahmt, die Freimaurer verfolgt und ab 1935 verboten. Die Ablehnung durch Diktaturen hat folgende Gründe:
- Diktaturen sind streng nationalistisch. Die Freimaurerei unterstützt zwar die Bindung an das Vaterland, ist aber
vom Grundsatz her international und weltoffen. Als ideales Leitbild schwebt ihr die Weltbruderkette vor. - Die Freimaurerei achtet die Würde aller Menschen gleich, unabhängig von Hautfarbe, Rasse, Religion, Nationalität,
Herkunft. - Diktaturen fordern ein Denken nur in parteidogmatischer Richtung einer festen Ideologie. Umfassende Kontrolle
dient der Absicherung des autoritären Systems. Die Freimaurerei fördert und fordert das Nachdenken, das Bilden einer
individuellen Meinung und will den Menschen zur geistigen Freiheit führen. - Die Freimaurerei ebnet den Menschen einen Weg zur eigenständigen Persönlichkeit. Diktaturen brauchen
bedingungslos gleichgeschaltete Gefolgsleute. - Die Diktatoren huldigen dem Prinzip: die Partei hat immer recht. Die Freimaurerei ist auf rein demokratischer
Grundlage aufgebaut. - Die Freimaurerei betreibt keinen Persönlichkeitskult. Diktaturen und fundamentalistische Regimes/Gruppen
verherrlichen einen Führer oder ein geistiges Oberhaupt. Sie sind streng hierarchisch organisiert. - Die Diktatoren haben Humanität und Toleranz als Gefühlsduselei verächtlich gemacht, während die Freimaurer nie
ganze Völker oder Volksgruppen als Untermenschen oder Personengruppen (z. B. Menschen mit Behinderung) als „unwertes
Leben“ bezeichnen würden.
Natürlich werden Goethe, Mozart, Friedrich der Große oder Stresemann, Walt Disney, Tucholsky gern als Muster-Freimaurer herausgestellt. Es gibt genauso in der Neuzeit bekannte Freimaurer wie Thomas Dehler (Bundesjustizminister), Wilhelm Leuschner (Gewerkschaftler), Axel Springer (Zeitungsverleger), Charlie Chaplin (Schauspieler), Clark Gable (Schauspieler), Karl-Heinz Böhm (Schauspieler), Steve Wozniak (Apple-Mitbegründer), Shaquille O’Neal (NBA-Basketballer), Manuel Valls (franz. Premierminister) und viele mehr.
Aktuelles und Zukunft
- Die freimaurerischen Grundsätze fordern, dass Freimaurer eine nach allen Richtungen offene Denkweise haben, die über die Grenzsteine der Nationalität hinwegschreitet und den unterschiedlichen Ausprägungen des Glaubens keine Schranken setzt.
- Freimaurer streben danach, ehrlich, aufrichtig, menschenfreundlich zu sein.
- Gegenüber den Menschen, mit denen sie zusammenkommen, sind sie verlässlich und wahrhaftig. Sie suchen stets den Ausgleich anstelle der Konfrontation.
- Bei aller Lebensfreude und Hoffnung, die sie verbreiten wollen, sind sie geprägt von ernsthafter Suche nach kritischer Selbsterkenntnis.
- Unabhängig von den Einflüssen der Medien, der Parteien und dem Zeitgeschmack, bilden sie sich ihre eigene Meinung. Sie vertreten ihre Überzeugung und folgen in Zweifelsfällen dem Gewissen.
- Freimaurer übernehmen im täglichen Leben Verantwortung.
- Freimaurer wollen durch ihr vorbildhaftes Handeln versuchen, ihr persönliches Umfeld und – soweit es möglich ist – die ganze Welt menschlicher zu gestalten, die sozialen Mängel durch eigenes Engagement zu mildern und für die Menschenwürde überall dort einzutreten, wo sie missachtet wird.
- Trotz ihrer zuweilen distanzierten, kritischen Haltung schätzen sie Selbstkritik höher als vorschnelle Urteile.
Suche
Die Freimaurerei kann gerade für jüngere Menschen anziehend sein, weil diese (wie die Freimaurer) um Lösungen für die Probleme des Lebens ringen,
- um die häufig komplexen, ethischen Auseinandersetzungen und Konflikte nicht nur oberflächlich zu streifen, sondern in die Tiefe der Materie zu gehen,
- um sich gesellschaftlich zu engagieren (Stichwort: Bürgerbeteiligung, demografischer Wandel),
- um eine positive Zukunftsvision zu entwickeln, überzeugende Argumente dafür zu finden und sich dafür stark zu machen,
- weil sie daran glauben, dass die Welt aus mehr besteht als die Summer der Erfolge von „Schumi“, „Schweine“ und „Poldi“ oder Nadine Angerer, Regina Halmich,
- weil Begeisterung und Engagement für „echte“ Problemstellungen wichtiger erscheinen,
- weil ihnen Aufrichtigkeit wichtiger, wenn auch anstrengender, ist als Machthunger und politisches Kalkül,
- weil Hoffnung, Mut und Furchtlosigkeit gute Voraussetzungen für die Zukunft sind,
- weil das Gefühl für Zeitlosigkeit eine Alternative zur Hektik des Alltags sein kann.
Da der Freimaurer häufig von der „Arbeit“ spricht, ist die Frage verständlich, an welchen Projekten er denn eigentlich arbeitet. Die alles umfassende Antwort lautet: Er arbeitet „am rauen Stein“. Oder besser: an „seinem“‘ rauen Stein. Das bedeutet, dass er andauernd bestrebt ist, seine eigene Persönlichkeit weiter zu entwickeln. Wer sich selbstkritisch analysiert, wird immer wieder Defizite bei sich entdecken, die er ablegen kann. Oder er bemerkt Lücken, die er noch ausfüllen möchte. Wenn jemand feststellt, er sei bereits ein idealer Mensch, braucht er die Freimaurerei nicht – und wir lassen ihn in dieser anmaßenden Einbildung.
Wer selbst schon gefestigt genug ist, kann den nächsten Schritt wagen: Einiges von dem, was er begriffen hat, an andere weiter zu geben, es vorzuleben. Denn das Leben besteht aus Nehmen und Geben. In der ersten Periode seines Maurerdaseins hat er vor allem Erkenntnisse und (rituelle) Erlebnisse aufgenommen. Später wird ei Zeit kommen, wo er selbst anderen etwas geben kann (daher die Stufen: Lehrling – Geselle – Meister).
Dass darüber hinaus weitere Projekte auftauchen, lehrt uns das Leben. Die Organisation für den „Tag der offenen Tür“ oder die „Nacht der Museen“ ist „Arbeit am rauen Stein“ und fördert den „Teamgeist“.
Die Aufnahme in den Bruderbund erfolgt niemals ohne die Zustimmung der/des Lebenspartnerin/Lebenspartners.
Die Lebensgefährtin des Bruders, Schwester genannt, wird schon bei der Aufnahme des neuen Bruders geehrt. Für sie werden ein Paar weiße Handschuhe übergeben, die sie bei feierlichen Veranstaltungen tragen soll. Bei jeder Tafelloge wird ein Trinkspruch zu Ehren der Schwestern ausgebracht.
Sie sind beim Rosenfest, beim Erntedankfest, bei der Vorweihnachtsfeier und allen öffentlichen Vorträgen dabei wie auch, wenn gewünscht, die Kinder. Logenwanderungen und Logenreisen sind integraler Teil des freimaurerischen „Familienlebens“.
Auch bilden sich in den Logen Frauenzirkel, bei denen sich interessierte Schwestern zu Vorträgen oder zum Gedankenaustausch treffen.
Bei den zahlreichen Vorträgen, die in der Loge gehalten werden, drängt sich die Frage auf, ob damit etwa der Volkshochschule Konkurrenz gemacht werden soll. Das ist keineswegs beabsichtigt. Eine Loge hat kein fest thematisiertes Vortragsprogramm, sondern versucht, aus den unterschiedlichsten Interessensgebieten etwas anzubieten, wobei eindeutig die freimaurerischen Bezüge den Vorrang haben. Es werden neben den Brüdern externe Vortragende eingeladen. Persönliche Kontakte bergen weitere Möglichkeiten zur Themenwahl. Musikalische Qualitäten einzelner Brüder haben schon manchen Konzertabend zustande gebracht. Vielfältigkeit und Anregung zum Nachdenken bestimmen die Auswahl. Die Loge setzt sich mit den Fragen unserer Zeit auseinander, und versteht sich als geistiges Forum und ethische Plattform. Weisheit ist Freimaurern wichtiger als Wissensmehrung.
Die Freimaurerei fragt ihre Interessenten nicht nach ihrer parteipolitischen Gesinnung, nicht nach der Kirchenzugehörigkeit, aber ebenso wenig nach ihren sexuellen Anlagen und Vorlieben. Dies alles gehört in die Intimsphäre des Einzelnen. Diese persönlichen Einstellungen haben für die Aufnahme in den Bund keine Entscheidungsrelevanz.
Mit der wachsenden rechtlichen Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Partnerschaften beginnt erst die Diskussion und Herausforderung, die Homosexuellen in das eigene Wertesystem einzuordnen. Die Brüder können in der Homosexualität eine besondere Ausprägung der Persönlichkeit sehen, die sie nicht daran hindert, diesen Brüdern die gleiche Achtung und brüderliche Zuneigung entgegenzubringen wie allen anderen. Sowenig es einem Bruder gestattet ist, in der Loge für eine Partei oder Kirche zu werben, so wenig würde es die Bruderschaft tolerieren, wenn sexuelle Vorlieben eines Bruders in die Loge getragen würden. Die Reflexion über Homosexualität berührt wie andere, nicht-eheliche Partnerschaften (Patchwork-Beziehungen) in besonderem Maße die Tiefen der Toleranz.
Natürlich! Es gibt zahlreiche andere Ansätze und Möglichkeiten, die eigene Persönlichkeit intensiver zu hinterfragen und auszubilden. Aber wer kommt überhaupt auf den Gedanken, die eigene Persönlichkeit noch zu vervollkommnen? Die Freimaurerei ist eine der wenigen Institutionen, die einen Menschen nicht schon für vollkommen hält, sondern sagt: Die Persönlichkeit kann zeitlebens verbessert, das Leben weitblickender gestaltet, die Einsicht in den Sinn unseres Daseins überhaupt erst eröffnet werden, wohlwissend, am Ende dieses Prozesses nicht vollkommen zu sein.
Die Freimaurerei behauptet nicht, den „Stein der Weisen“ oder das „Lebenselixier“ gefunden zu haben, was die Umwandlung zu einem idealen Menschen bewirken soll. Sie hat lediglich eine bestimmte Herangehensweise, die sie ihren Brüdern zu vermitteln sucht. Hier geht es zudem nicht um eine plötzliche Wandlung, sondern um ein allmähliches Herantasten in einem Umfeld zunehmender Vertrautheit. Das Ideal ist:
der ausgeglichene, heitere, freundliche, tolerante, hilfsbereite, verständnisvolle, gütige, geduldige, beständige, geradlinige, zuverlässige, vertrauensbereite, liebende, Harmonie suchende, ausgleichende Mensch.
Dieses Anliegen wird stets im Auge behalten, aber niemals ganz erreicht. Sich auf diesen Weg zu begeben, ist ein schweres Unterfangen. Der nicht leicht zu überwindende Widerspruch zwischen Wollen und Tun führt zu Enttäuschungen, die jedoch im brüderlichen Miteinander ausgeräumt oder gemindert werden können. Der Freimaurer ist niemals allein. Er hat immer eine Gruppe vertrauenswürdiger Brüder, die versucht, ihn auf dem Weg der Persönlichkeitsentwicklung weiterzubringen und konstruktiv-kritisch zu begleiten. Dieser gruppendynamische Prozess fokussiert weniger auf die persönlichen Konflikte oder Defizite, wie viele psychotherapeutischen Ansätze, sondern stärkt vielmehr die Entdeckung der Potentiale jedes Einzelnen. Das Ritual, ähnlich einem „Psychodrama“, berührt das Unbewusste und schließt dieses auf. Dazu bietet die Loge durch die Vielzahl der Funktionen eine mehr oder weniger starke Verantwortungsübernahme, die auf Freiwilligkeit basiert.
Die Kontinuität dieser Willensanstrengung, der lebenslangen Lernbereitschaft, hebt die Freimaurerei von anderen Einrichtungen oder Gruppierungen ab.
Unbedingt! Die Loge ist kein konfliktfreier Raum. Es ist vielmehr der Ort, eigene, innere Konflikte zu erkennen. Im vertraulichen Gespräch mit Brüdern stellt man fest, dass es ihnen ähnlich geht, und sich die eigenen Probleme relativieren. Die zwischenmenschlichen Konflikte können bewältigt werden mit ehrlicher Aufmerksamkeit, gegenseitiger Wertschätzung, der Fähigkeit zuzuhören. Wir wollen unbedingt den Praxistransfer schaffen: vom Ideal zur Wirklichkeit, im Hier und Jetzt durchaus problematische Dinge ansprechen und anpacken.
Vergleichen kann man die Loge mit einer Selbsterfahrungsgruppe ohne expliziten therapeutischen Ansatz. Die Konflikte sollten umso eher geklärt werden können, da die Gruppe (Loge) als dauerhafte Gemeinschaft angelegt ist. Dennoch gibt es im Einzelfall leider auch hier Konfliktvermeidung durch Flucht, also Verlassen der Loge oder gar Abkehr von der Freimaurerei insgesamt.
Wohl bewusst, dass die Freimaurerei kein festgelegtes „Programm“ hat und dass ein einzelner Bruder nicht für die Freimaurerei sprechen kann, könnte man dennoch ein paar Ziele oder Ideen aufzeigen. Unsere Gesellschaft kann von Freimaurern profitieren, um sie zu realisieren.
- Der Freimaurerbund erstrebt Geistesfreiheit, Glaubensfreiheit und Gewissensfreiheit. Er verwirft jeden Zwang, der diese Freiheiten bedroht. Die Freimaurer achten jede ehrliche, nicht fundamentalistische Haltung und aufrichtige Überzeugung. Sie verwerfen jede Verfolgung Andersdenkender.
- Politiker heißen im Allgemeinen vor allem das gut, was in ihre Parteilinie passt und innerhalb einer Legislaturperiode umsetzbar ist. Es geht weniger darum, was nachhaltig sinnvoll und nötig wäre. Wenn der politische „Gegner“ einen Vorschlag macht, wird er oft nur aus formalen, nicht inhaltlichen Gründen abgelehnt oder ignoriert. Gerade im öffentlichen Leben fordern die Freimaurer Authentizität und Ehrlichkeit der Überzeugung.
- Die Freimaurer setzen sich dafür ein, dass die Würde jedes Menschen erhalten bleibt. Selbst den Gefangenen in irgendeinem abgelegenen Teil unserer Erde darf die Menschenwürde nicht genommen werden. Dass sich hieran so mancher Staat nicht hält, darf uns nicht hindern, auf Missstände hinzuweisen.
- Die Freimaurer setzen sich dafür ein, dass Freundschaft und Bruderliebe, wie sie in jeder Loge vorherrschen sollen, sich weit darüber hinaus ausbreiten. Nicht nur im brüderlichen Kreis wollen wir die Weltbruderkette leben. Jeder Freimaurer sollte im familiären, beruflichen und freizeitlichen Bereich die Brüderlichkeit, eine starke Ausprägung der Empathie, durch sein Vorbild praktizieren.
- Die Freimaurer sehen in der gegenwärtigen Zeit oftmals eine Überbetonung der intellektuellen Verhaltensweisen. Viele Probleme will man nur „kopfgesteuert“, verstandesbetont lösen. Der ganze Mensch ist gefragt! Zu dem gehören unabdingbar Herz und Gemüt, also die Emotion, das Unbewusste. Diese Innenwelt ist bei manchen schon in den Hintergrund gedrängt, wird aber durch die freimaurerische Tempelarbeit mit ihrer Symbolik aufgeschlossen. Auf Ganzheitlichkeit bedachte Ausgewogenheit ist der nüchternen Sachdienlichkeit vorzuziehen.
- Jeder Freimaurer-Bruder sollte sich verantwortlich am beruflichen, gesellschaftlichen und öffentlichen Leben beteiligen, um in seinem gesamten Umfeld das freimaurerische Gedankengut lebensnah umsetzen zu helfen.
- Die Freimaurerei versucht mitzuhelfen, dass jeder Bruder ein ausgeglichener Mensch und die Welt ein wenig menschlicher wird. Win-Win-Situationen sind ein anzustrebendes Verhandlungsergebnis.
- Die Welt ist nicht angst- und risikofrei. Jedoch bietet sie mehr Chancen, als man oft scheuklappengeleitet und entscheidungshungrig wahr haben will. Es benötigt Geduld und Gelassenheit, das Licht am Ende des Tunnels zu entdecken. Freimaurer halten die Dunkelheit aus, weil sie sich zunehmend besser kennenlernen, selbst ohne psychotherapeutische Behandlung.
Arbeit an sich selbst ist schwieriger als zu moralisieren.
Nein!
- Wenn es nicht gelingt zu verdeutlichen, dass jede Zukunftsgestaltung mit einem Blick in die Vergangenheit beginnen muss. Wer seine kulturelle Herkunft leugnet, vernichtet seine künftige Existenz, vor allem aber seine Hoffnung.
- Wenn der Umgang mit Ritualen nur als „billiges Schauspiel“ verstanden wird und die Symbole nur als flache Fernsehsports, sinnentleerte Zeichen gesehen werden.
- Wenn Symbole und Rituale uns nicht mehr „berühren“, weil wir uns nicht zu „öffnen“ verstehen.
- Wenn die innere Ruhe der Tempelarbeit, das gemeinschaftliche Meditieren und Nachdenken nicht mehr als Kraftquelle für den Alltag dienen, sondern als Zeitverschwendung gesehen werden.
- Wenn der Anschluss der jüngeren Generation an die ältere (und umgekehrt) nicht mehr gelingt, der demografische Wandel nicht gelingt. Haben sich Jung und Alt wirklich nichts mehr zu sagen?
Vielleicht!
- Wenn die Begeisterung der Brüder nicht als Missionieren oder schlichte „Spinnerei“ fehl interpretiert wird.
- Wenn die Ziele und Ideen der Freimaurerei als zeitlos und als ethisch nachvollziehbares erforderliches Grundgerüst jeder humanen Gesellschaft verstanden werden.
- Wenn die Geheimnisse der Freimaurerei eher als individueller Rückzugsraum genutzt werden, und dies nicht als Bedrohung der Gesellschaft missverstanden wird.
Ja!
- Wenn wir Menschen finden, die ihr persönliches Umfeld aktiv menschlicher gestalten wollen und als ersten Schritt akzeptieren, dafür zuerst an sich selbst zu arbeiten.
- Wenn wir Menschen finden, die ihre Toleranz kritisch hinterfragen und dennoch bereit sind, sie immer wieder anzuwenden, sich für sie einzusetzen.
- Wenn wir Menschen finden, die noch selbst(-bewusst) denken wollen, die andere Menschen trotz ihrer Fehler lieben, die trotz widriger Umstände aktiv zugunsten der Gemeinschaft handeln.
- Wenn wir Menschen finden, die ein hohes Maß an Frustrationstoleranz entwickeln bereit sind und Zuversicht trotz erlebter Enttäuschungen verbreiten.